Wertpapiergeschäft: Im Zuge von Corona schnellere Erholung als nach Finanzkrise erwartet

  • Vertrauen in Banken und Sparkassen ist durch die Corona-Krise nicht negativ beeinträchtigt
  • Das Wertpapiervermögen privater Haushalte sinkt 2020 um 13 Prozent und erholt sich 2021 auf das Niveau von 2017
  • Offene Publikumsfonds werden gut durch die Krise kommen und Ende 2021 das Niveau von 2019 erreichen

 

Die Finanzkrise und die fast nahtlos übergehende Euro-Krise haben das Wertpapiergeschäft von 2007 bis 2013 für einen deutlich längeren Zeitraum geschwächt, als dies in Folge der Corona-Pandemie zu erwarten ist. Zu diesem Ergebnis kommt die auf Banken und Sparkassen fokussierte Managementberatung Investors Marketing. Eine Prognose zeigt: Das Anlagevermögen privater Haushalte wird 2020 um 13 Prozent auf 1.680 Milliarden Euro sinken (2019: 1.932 Milliarden Euro), mit 1.800 Milliarden Euro jedoch bereits im Jahr 2021 wieder das Niveau von 2017 erreicht haben. „Banken und Sparkassen haben in der Corona-Krise bewusst Aktivitäten zur Krisenbewältigung entfaltet. Die Bereitstellung von Liquidität vor allem für Gewerbe- und Firmenkunden schafft Vertrauen. Das wird sich positiv auf das Wertpapiergeschäft auswirken“, sagt Dr. Oliver Mihm, Vorstandschef von Investors Marketing.

Erste Erfolge zeichnen sich bereits ab. So gehen die Wertpapierumsätze nur in geringem Umfang zurück. Bei niedrigen Kaufkursen werden teilweise sogar so viele neue Depots angelegt wie selten zuvor. Das Nettomittelaufkommen offener Publikumsfonds dürfte der Prognose zufolge mit 25 Milliarden Euro bereits 2021 das Niveau aus dem Jahr 2019 (18 Milliarden Euro) klar übersteigen. Etwas wachstumsverhaltener lautet die Einschätzung für das verwaltete Gesamtvermögen offener Publikumsfonds. 2020 ist mit einem Rückgang um 12 Prozent auf 950 Milliarden Euro zu rechnen (2019: 1.079 Milliarden Euro). Im Jahr 2021 dürfte das verwaltete Gesamtvermögen offenerPublikumsfonds um 7 Prozent auf 1.020 Milliarden Euro steigen.

„Bei der Corona-Krise handelt es sich um einen branchenübergreifenden exogenen Schock, in dem Banken und Sparkassen keine auslösende Rolle spielen. Zudem gab es schnelle und umfassende Hilfsmaßnahmen der Regierungen und Notenbanken, um die wirtschaftlichen Folgen einzudämmen“, erklärt Mihm. Es sei mit einer schnelleren Erholung des Wertpapiergeschäfts zu rechnen, als nach der Finanz- und Euro-Krise. Denn der Auslöser der Finanzkrise war die Finanzdienstleistungsindustrie selbst. Die negativen Effekte hatten sich von dort konzentrisch auf viele weitere Industrien und die Verbraucher ausgeweitet.

Ähnliches gilt für die Eurokrise, deren Treiber fiskalische Herausforderungen innerhalb der Europäischen Währungsunion waren. „Deshalb wurde in diesen Krisen das Vertrauen in Banken und teilweise Staaten stark und nachhaltig beschädigt, anders als in der aktuellen Situation“, so Mihm.